Der Begriff „Branding“ wird mittlerweile inflationär benutzt. Leider wird darunter oftmals auch etwas anderes verstanden, als es eigentlich ist. Doch was genau ist Branding und wie kann es Unternehmen helfen? Im Interview verrät Norman Dubois, welche Chancen sich für Unternehmen bieten.
Du bietest deinen Kunden seit einigen Jahren Branding und Design an. Was genau verstehst du unter Branding?
Norman Dubois: Branding ist viel mehr als das Design eines hübschen Logos. Branding bedeutet Emotion und Persönlichkeit. An was denkst du, wenn du Nike hörst? Oder Apple? Branding ist das Gefühl, das dabei bei dir ausgelöst wird. Es umfasst also viel mehr, als nur ein Logo. Es umfasst das komplette Erlebnis, das du mit einer Marke hast. Wie ist die Sprache der Mitarbeiter? Wie schauen die verschiedenen Medien aus? Wie fühlen sich Printmedien an? Wie wird auf den Social Media Auftritten kommuniziert? All das kommt im Branding zusammen.
Warum sind Emotion und Persönlichkeit so wichtig beim Thema Branding?
Norman Dubois: Menschen kaufen von Menschen und nicht von Unternehmen. Ein hübsches Logo hilft dabei wenig. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, Charakter zu zeigen, um die gewünschten Kunden anzusprechen und lange an sein Unternehmen zu binden. Warum sollten Sie bei dir kaufen und nicht beim Wettbewerb? Diese Entscheidung treffen sie aus einer Emotion heraus und nicht nach rationalen Fakten. Unser Ziel im Branding ist es, jeden Berührungspunkt so zu gestalten, dass die Kunden sich für uns Entscheiden und auch lange an uns binden.
Du bist nun schon auf die Vorteile von Branding eingegangen. Kannst du das noch etwas weiter ausführen? Was sind die Ziele vom Branding? Wobei kann es mir als Unternehmen helfen?
Norman Dubois: Ein starkes Branding hilft Unternehmen dabei, die richtige Positionierung im Markt einzunehmen, sich vom Wettbewerb abzugrenzen und die gewünschten Kunden anzusprechen und langfristig an das eigene Unternehmen zu binden. Ein häufiges Problem ist es, dass die gewünschten Kunden oder auch Mitarbeiter nicht erreicht werden. Hierbei hilft ein hochwertiges Branding enorm. Außerdem steigert es den wahrgenommenen Mehrwert der eigenen Produkte oder Dienstleistung. Am Ende sorgt es entsprechend für mehr Umsatz und Wachstum des Unternehmens. Im Vergleich zum Marketing sogar relativ organisch - denn statt immer lauter nach außen zu schreien, wie toll das eigene Produkt doch ist, übernimmt ein starkes Branding das ganz von alleine.
Wir haben jetzt schon einen guten Überblick der Vorteile von Branding erhalten. Doch wie gestaltet man ein emotionales Branding? Wie gehst du hier vor?
Norman Dubois: Jedes Projekt beginnt mit einem Branding Workshop. Hier definieren wir im Detail die Unternehmensziele, die Charaktereigenschaften und Werte des Unternehmens, die Mission und Vision und schauen uns genau den Wettbewerb an. Wir erarbeiten eine genaue Positionierung und überlegen, wie sich das Unternehmen im Wettbewerb behaupten kann (USP, Stärken, Schwächen, …). Ein wichtiger Bestandteil der Strategie ist es, sich genau mit den Wünschen und Bedürfnissen der Zielgruppe zu beschäftigen. Aus all den Workshopergebnissen wird am Ende ein Strategie Dokument erstellt, das für Klarheit sorgt und als Basis für das weitere Vorgehen zählt.
Wie geht es nach der Strategiephase dann weiter?
Norman Dubois: Im Anschluss an die Strategiephase geht es in die Gestaltungsarbeit. Die Markenstrategie dient als Basis, die dann im Corporate Design in Form gegossen wird. Wir nutzen die Ergebnisse und übertragen sie in ein authentisches Designkonzept, das sowohl die Werte des Unternehmens widerspiegelt, als auch die Zielgruppe anspricht und dabei hilft, sich vom Wettbewerb abzugrenzen. Durch die geeignete Schriftwahl, Farbwahl, Papiere und Materialien, die Bildsprache und Gestaltungsprinzipien und ein passendes Logodesign wird die Strategie visuell kommuniziert. Alle Elemente werden dann in einem Brand Manual zusammengefasst. Das hilft später bei der effizienten und konsistenten Gestaltung aller Touchpoints.
Du sprichst von der Gestaltung der Touchpoints. Das sind die verschiedenen Medien, korrekt?
Norman Dubois: Genau, richtig. Im Workshop haben wir ja genau untersucht, welche Kunden wir wie an unsere Marke binden möchten. Dadurch wissen wir, welche Medien sie nutzen und wo wir aktiv werden müssen. Fast immer wird eine Geschäftsausstattung benötigt, also hochwertige Visitenkarten, Briefpapier und Rechnungsbogen und Briefumschläge. Dann wird es schon flexibel. Für ein Hotel machen zum Beispiel Türhänger, eine Speisekarte oder ein schönes Willkommens Package Sinn, für einen Architekten kann es ein hochwertig produziertes Magazin der Arbeiten sein, die Kaffeerösterei benötigt eher ein Package Design der Kaffeebohnen, Beschilderung des Cafés und das Design von Becher und Speisekarte. Egal was es am Ende wird - diese Medien sollten immer auf die zuvor definierten Gestaltungsregeln zurückgreifen, um langfristig die gleiche Message nach außen zu tragen und die Markenbekanntheit zu stärken.
Bei deiner Arbeit ist mir der Umgang mit Schrift und hochwertigen Print aufgefallen. Warum spielt das eine so große Rolle in deiner Arbeit?
Norman Dubois: Im Design ist weniger oftmals mehr. Dieses „Weniger“ muss dafür aber zu 200% sitzen. Da ich mich auf Branding für exklusive und hochwertige Unternehmen spezialisiert habe, ist genau das auch eine wichtige Komponente, die oftmals unterschätzt wird. Viel zu schnell wird im Design Programm eine Standardschrift ausgewählt, eine kostenlose Schrift von Google verwendet, oder ähnliches. Das Problem: Genau das spiegelt nicht die Qualität und den eigenen Anspruch der Unternehmen wider und hilft nicht dabei, im Wettbewerb herauszustechen. Auch im Branding muss die Qualität sichtbar werden. Es ist einfach ein komplett anderes Gefühl, wenn man dem Kunden eine hochwertig veredelte Visitenkarte mit tollem Papier und Prägung übergibt, im Vergleich zum günstigen Online Druck. Diese Haptik und dieses Gefühl bleibt im Gedächtnis. Dein Unternehmen bleibt im Gedächtnis. Die Vorteile von hochwertigem Print werden im digitalen Zeitalter komplett unterschätzt und bieten deshalb sehr viele Möglichkeiten, positiv im Markt herauszustechen.
Welche Tipps hast du zur Schriftwahl?
Norman Dubois: Auch das hängt ein wenig vom Konzept ab. Wenn das Budget vorhanden ist, kann man sich natürlich über eine Custom Type, also eine komplett eigens für das Unternehmen gestaltete Schrift, Gedanken machen. Die Vorteile liegen hier auf der Hand. Die Schrift gehört dir, ist somit einzigartig und kann genau auf deine Markenwerte zugeschnitten werden. Du schaffst es damit, jedes Wort zum Botschafter deiner Marke zu machen. Gerade bei größeren Unternehmen kann das auch finanziell sinnvoll sein, um sich hohe Lizenzgebühren zu sparen. Der Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand, den die Gestaltung einer eigenen Schrift mit sich bringt. Ich bin ein Freund von eher unabhängigen Schriftanbietern, die sehr gute Arbeit machen und eben den Vorteil haben, dass die Schrift nicht wie bei den großen Herstellern von vielen anderen verwendet wird.
Danke für deinen Einblick in deine Arbeitsweise. Du hast vor unserem Interview in der Vorstellung ganz locker gesagt, dass du „Branding ohne Bullshit“ machst. Was bedeutet das für dich?
Norman Dubois: Der Fokus auf das Wesentliche. Das was am Ende zählt - strategisch durchdachtes Branding und hochwertiges Design. Am Ende bringt das beste Marketing nichts, wenn das Erscheinungsbild einfach nicht zu den Werten und Zielen des Unternehmens passt oder nicht die Qualität der eigenen Produkte und Dienstleistungen widerspiegelt.
Vielen Dank für das nette Interview. Wo können Interessenten mehr über dich erfahren?
Norman Dubois: Vielen Dank für die Möglichkeit, etwas über Branding erzählen zu dürfen! Wenn du als Leser Fragen zu Branding hast, melde dich gerne per E-Mail norman@undesigned.studio. Auf LinkedIn teile ich in letzter Zeit immer mal wieder ein paar Interessante Tipps zu Branding und Design und auf Instagram bin ich natürlich auch zu finden.